Fitness / Sportwissenschaften

Wie ich den Sport lieben lernte

Der Sportunterricht in der Schulzeit bedeutete für mich eine einzige Qual. Ständig suchte ich nach Ausreden, sobald Schwimmen angesagt war. Ich hasste es, für Ballspiele ausgewählt zu werden, immer eine der letzten, übrig gebliebenen, die eigentlich keiner in seiner Gruppe wollte und wie unfähig die meisten Lehrer waren, Ängste und Nöte von Schülern wie mich zu erkennen und ihnen zu helfen. Wenn ich daran zurückdenke, staune ich noch heute ungläubig darüber, dass ich Jahre später, leidenschaftlich, Stunde um Stunde im Fitnessstudio in meiner Heimatstadt Freiburg verbrachte, was irgendwann im Sportstudium gipfelte.

Meine Familie schüttelte den Kopf und fand, dass ich meine Zeit vergeudete, wenn ich 5-mal die Woche 4 Stunden im Studio, im Kursbereich und auf der Fläche verbrachte. Aber ich war das erste Mal glücklich, zufrieden und völlig fasziniert. Nie werde ich den Moment vergessen, in dem ich erfuhr, dass man eine Ausbildung zur Aerobic Trainerin, wie es in den 90ern des letzten Jahrhunderts noch genannt wurde, machen konnte. Rund 20 Jahre wurde der Sport, war Fitness mein Leben. Ich saugte alles auf, was sich mir bot. Mit fast 30 immatrikulierte ich mich an der Uni Mainz für Sportwissenschaften, Philosophie und Anthropologie und realisierte schnell, wie gut die drei Fächer zusammenpassten. Diese Kombination hat mein Verständnis von Mensch, Leben und Bewegung entscheidend beeinflusst. Zwei Jahre später machte ich mich als Personal Fitness Trainerin selbständig. Etwa zur selben Zeit tauchte ich in die Alexander Technik Welt ein. Die viele Arbeit als Trainerin führte zwar dazu, dass mein Studium nach rund drei Jahren komplett brachlag, aber es war mir immer klar, dass ich es eines Tages abschließen würde.

Ein Spaziergang mit meinem Bruder Michael brachte mich auf das Thema für meine Magisterarbeit: „Kreuzanspannen im Reiten“. Fortan verbrachte ich fast jeden Tag in der Nationalbibliothek Frankfurt, um zu recherchieren. Ich hatte schließlich null Ahnung vom Reiten. 350 Seiten und zwei Jahre später brachte mir diese Arbeit nicht nur eine 1,3 als Note, sondern auch eine Reise nach Australien zur ISES ein, der größten Konferenz in Sachen Pferd, wo ich meine Arbeit mit zwei Poster* vorstellen durfte.

 2017 schloss ich mit der Gesamtnote 2,2 und stolz wie Oskar ab. Keiner hatte mehr daran geglaubt,  

 außer ich.

*Siehe Datei ISES 2017 Down Under P19/P20, Seite 109/110